Das Dokument MDCG 2025–6 ist ein gemeinsames Papier des Europäischen KI-Büros (Artificial Intelligence Board (AIB)) und der Medical Device Coordination Group (MDCG). Es dient als FAQ-Dokument vornehmlich für Hersteller von Medizinprodukten mit künstlicher Intelligenz (MDAI) und behandelt die Wechselwirkungen zwischen der Medizinprodukte-Verordnung (MDR), der In-vitro-Diagnostika-Verordnung (IVDR) und der Verordnung über künstliche Intelligenz (KI-VO). Das Ziel ist es, Herstellern, Benannten Stellen und zuständigen Behörden Orientierung bei der gleichzeitigen Anwendung dieser Vorschriften zu bieten, insbesondere im Hinblick auf Hochrisiko-KI-Systeme in Medizinprodukten.
Worum geht es?
Hersteller von KI-basierten Medizinprodukten müssen künftig insbesondere die folgenden beiden, sich ergänzende Regelwerke beachten:
- MDR/IVDR, die die medizinische Sicherheit und klinische Wirksamkeit regeln, und
- die KI-VO, die zusätzliche Anforderungen zur Sicherstellung von Grundrechten, Transparenz, Datenqualität und Risikomanagement bei KI-Systemen stellt.
Wann ist ein MDAI betroffen?
Sobald ein KI-System ein Medizinprodukt ist oder Bestandteil davon und es gemäß MDR/IVDR eine Konformitätsbewertung durch eine Benannte Stelle durchlaufen muss, gilt es zusätzlich als Hochrisiko-KI-System unter der KI-VO.
Inhouse-entwickelte MDAI von Gesundheitseinrichtungen sind hiervon ausgenommen – müssen jedoch bestimmte Anforderungen der KI-VO trotzdem erfüllen.
Was kommt auf Hersteller zu?
- Qualitäts- und Risikomanagement
Die KI-VO schreibt ein spezifisches Qualitätsmanagementsystem (QMS) für Hochrisiko-KI-Systeme vor – dieses kann in das bestehende MDR/IVDR-QMS integriert werden. Das Risikomanagement muss auch KI-spezifische Risiken wie Bias, Datenverzerrung oder unvorhersehbares Systemverhalten abdecken. - Datenanforderungen
KI-Trainings‑, Validierungs- und Testdaten müssen qualitativ hochwertig, nachvollziehbar und repräsentativ für die Zielpopulation sein. Bias-Prävention und ‑Überwachung werden zur Pflicht. - Transparenz & Aufsicht
Nutzer müssen erkennen können, dass sie mit einem KI-System interagieren – Erklärbarkeit der Funktionsweise wird zu einem Schlüsselkriterium. Menschliche Aufsicht ist verpflichtend: Systeme dürfen sich nicht selbst „übersteuern“ können. - Technische Dokumentation
Eine einheitliche technische Dokumentation für MDR/IVDR und KI-VO wird erwartet. Neben klinischen Nachweisen sind auch KI-spezifische Nachweise (z.B. Leistungstests, Risikobewertungen) zu dokumentieren. - Post-Market Monitoring & Änderungen
Hersteller müssen integrierte Überwachungspläne entwickeln – auch im Hinblick auf KI-Interaktionen mit anderen Systemen.
Was bedeutet das Zusammenspiel von MDR/IVDR und KI-VO für Hersteller?
- Zwei Regelwerke – ein Ziel: Sicherheit, Ethik und Vertrauen in KI-gestützte Medizinprodukte.
- Compliance wird künftig mehrdimensional. Unternehmen müssen sich auf einen integrierten, regulierten Lebenszyklusansatz einstellen – von der Entwicklung über Datenverantwortung bis zur fortlaufenden Marktbeobachtung.
- Jetzt handeln bedeutet: Prozesse, Dokumentation und Teams rechtzeitig KI-VO-konform weiterentwickeln. Nur wer die regulatorischen Fragen früh beantwortet, kann MDAI-Produkte sicher, wirtschaftlich und rechtskonform auf den Markt bringen.
Wir unterstützen gerne dabei. Sprechen Sie uns an.
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