Nach mehr als zwei Jahren Verhandlungen haben sich die USA, Mexiko und Kanada auf den Nachfolger des Handelsabkommens NAFTA (North American Free Trade Agreement), das USMCA (United States Mexico Canada Agreement), geeinigt. Gerade für Wirtschaftsakteure in der Automobilbranche ist das Abkommen von immenser Bedeutung. Die deutsche Automobilindustrie unterhält u. a. in Mexiko diverse Produktionsstätten. Neben mehr Planungssicherheit bedeutet das Abkommen für viele Konzerne allerdings auch, gestiegene Anforderungen an Rohstoff- und Teileherkünfte sowie Mindestlöhne zu berücksichtigen, um die Zollfreiheit gehandelter Waren im NAFTA-Raum zu gewährleisten.
Höhere Anforderungen werden in dem Abkommen auch an den Umwelt- und Arbeitsschutz gestellt.
Das neu verhandelte Abkommen entspricht im Kern der Grundstruktur des Vorgängers NAFTA. Für die Automobilindustrie allerdings wurden z. B. Schwellenwerte bestimmt, zu wie viel Prozent ein Fahrzeug in einem der drei Mitgliedsstaaten des Abkommens gefertigt sein muss, um zollfrei exportiert werden zu können. Dieser Wert wurde von 62,5 auf 75% erhöht. Die USA erhoffen sich weiterhin eine Verlagerung von Arbeitsplätzen durch die Einführung von Grenzwerten, die festlegen, dass mehr als 40% der für die Automobilproduktion benötigten Bauteile von Arbeitern gefertigt werden müssen, die mindestens 16 Dollar pro Stunde verdienen.
Für die Zulieferindustrie ist darüber hinaus besonders zu beachten, dass 70% des in Fahrzeugen verbauten Stahls und Aluminiums aus dem nordamerikanischen Raum stammen müssen. Allerdings existieren in der Region kaum ausreichend Kapazitäten, um diesen Bedarf vollständig zu decken. Auf Druck der USA fand die Klausel allerdings ihren Weg in den völkerrechtlichen Vertrag. Vor Schwierigkeiten dürfte diese Klausel v. a. europäische Zulieferer von Stahl-/Aluminiumbauteilen stellen sowie Rohstofflieferanten und vor Ort produzierende Betriebe, die allesamt ihre Lieferketten neu organisieren müssen
Während die bisher das Abkommen blockierende Demokratische Partei in den USA das USMCA zur Abstimmung freigegeben hat, fehlt noch die finale Zustimmung des kanadischen Parlaments. Bevor das Abkommen von allen Parteien ratifiziert wird, bedarf es folglich noch einiger bürokratischer Hürden. An den Inhalten des Abkommens werden sich voraussichtlich jedoch keine großen Änderungen mehr ergeben.
Eine vollständige Umsetzung der Quoten wird erst im Jahr 2023 erwartet. Diese zu erfüllen wird allerdings für jeden Hersteller und Zulieferer in der Lieferkette des Automobilsektors für Umbrüche sorgen.
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