Sorg­falts­pflich­ten und die Bat­te­rie­ver­ord­nung (Batt­VO)

Die Bat­te­rie­ver­ord­nung legt beson­de­re Sorg­falts­pflich­ten für Wirt­schafts­ak­teu­re fest

Die Euro­päi­sche Uni­on treibt die Umset­zung des Green Deal vor­an. Die Anzahl der Rege­lun­gen, die die Nach­hal­tig­keit von Pro­duk­ten und Lie­fer­ket­ten sicher­stel­len sol­len, nimmt ste­tig zu. All­ge­mei­ne Sorg­falts­pflich­ten zum Schutz von Menschen- und Umwelt­rech­ten fin­den sich in der EU-Richtlinie zur Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung (CSRD) und der – zur­zeit als Par­la­ments­be­schluss vor­lie­gen­den – Cor­po­ra­te Sus­taina­bi­li­ty Due Dili­gence Direc­ti­ve (CSDDD) wie­der. Par­al­lel dazu ent­wi­ckeln ein­zel­ne Mit­glieds­staa­ten natio­na­le Gesetz­ge­bun­gen oder haben dies bereits getan, wie bei­spiels­wei­se das Lie­fer­ket­ten­sorg­falts­pflich­ten­ge­setz (LkSG) in Deutschland.

Aber auch pro­dukt­spe­zi­fi­sche Rechts­ak­te ent­hal­ten Rege­lun­gen, die den betrof­fe­nen Wirt­schafts­ak­teu­ren Pflich­ten auf­er­le­gen. Bereits gemäß der EUDR und der EUTR sind Wirt­schafts­ak­teu­re ver­pflich­tet, beson­de­re bran­chen­spe­zi­fi­sche Maß­stä­be bei der Risi­ko­be­wer­tung und ‑mini­mie­rung inner­halb ihrer Lie­fer­ket­ten zu berück­sich­ti­gen. Auch die am 12.07.2023 in Kraft getre­te­ne und ab 18.02.2024 schritt­wei­se anwend­ba­re Ver­ord­nung (EU) 2023/1542 über Bat­te­rien und Alt­bat­te­rien (Batt­VO) ent­hält spe­zi­fi­sche Pflich­ten, die sich an der Schnitt­stel­le zwi­schen den Bestim­mun­gen der EU-Konfliktmineralien-Verordnung und den all­ge­mei­nen Rege­lun­gen aus dem LkSG und der CSRD bewegen.

Adres­sa­ten der Sorg­falts­pflich­ten aus der BattVO

Die zusätz­li­chen Anfor­de­run­gen an unter­neh­me­ri­sche Sorg­falts­pflich­ten (Art. 47 ff. Batt­VO) betref­fen Wirt­schafts­ak­teu­re im Sin­ne der Batt­VO (Art. 3 Nr. 22 Batt­VO), die ent­we­der selbst oder kon­zern­weit einen Net­to­um­satz von mehr als 40 Mil­lio­nen Euro im vor­letz­ten Geschäfts­jahr erwirt­schaf­tet haben. Aus­ge­nom­men sind Wirt­schafts­ak­teu­re, die bereits im Markt der Euro­päi­schen Uni­on in Ver­kehr gebrach­te oder in Betrieb genom­me­ne Bat­te­rien wie­der­ver­wen­den oder umnut­zen (sog. Second-Life-Batterien).

Sorg­falts­pflich­ten im Rah­men der BattVO

Durch die Sorg­falts­pflich­ten aus der Batt­VO sol­len tat­säch­li­che und poten­zi­el­le sozia­le und umwelt­be­zo­ge­ne Risi­ken im Zusam­men­hang mit der Beschaf­fung, der Ver­ar­bei­tung und dem Han­del mit den für die Bat­te­rie­er­zeu­gung erfor­der­li­chen Roh­stof­fen und Sekun­där­roh­stof­fen — ein­schließ­lich durch Zulie­fe­rer in der Ket­te sowie deren unter­ge­ord­ne­te Gesell­schaf­ten oder Stel­len oder Auf­trag­neh­mer – ermit­telt, ver­mie­den und ange­gan­gen werden.

Die von den Sorg­falts­pflich­ten der Batt­VO erfass­ten Wirt­schafts­ak­teu­re sind ins­be­son­de­re dazu ver­pflich­tet, ein Risi­ko­ma­nage­ment­sys­tem zu ent­wi­ckeln, auf­zu­bau­en und zu unter­hal­ten (Art. 49 BattVO).

Wie bereits in der CSRD vor­ge­se­hen, müs­sen betrof­fe­ne Unter­neh­men die ent­wi­ckel­ten Stra­te­gien zur Erfül­lung der Sorg­falts­pflich­ten sowie deren Umset­zung durch eine unab­hän­gi­ge noti­fi­zier­te Stel­le über­prü­fen las­sen (Art. 48 Abs. 2 Batt­VO). Ein sol­ches Erfor­der­nis ist im LkSG bis­lang nicht vorgesehen.

Im Übri­gen oblie­gen den betrof­fe­nen Unter­neh­men umfang­rei­che Infor­ma­ti­ons­pflich­ten, zum Bei­spiel gegen­über Abneh­mern (Art. 52 Abs. 2 Batt­VO) und der nach­ge­la­ger­ten Lie­fer­ket­te sowie der Öffent­lich­keit (u.a. Art. 49 Abs. 1 lit. a BattVO).

Neu ist, dass eine sys­te­mi­sche Erfül­lung der Sorg­falts­pflich­ten aus­drück­lich vor­ge­se­hen ist (Art. 53 Batt­VO). Die Kom­mis­si­on kann Regie­run­gen, Indus­trie­ver­bän­de oder Orga­ni­sa­tio­nen als sog. „Sys­tem­be­trei­ber“ akkre­di­tie­ren, wenn die­se ein Sys­tem ent­wi­ckelt haben und beauf­sich­ti­gen, wel­ches die Erfül­lung der Sorg­falts­pflich­ten gemäß den Kom­mis­si­ons­vor­ga­ben sicher­stellt. Ent­spre­chen­de Sys­te­me erhal­ten damit die Aner­ken­nung der Gleich­wer­tig­keit mit den Anfor­de­run­gen an die Sorg­falts­pflich­ten gemäß der BattVO.

Wesent­li­che Fra­gen blei­ben aller­dings offen und stel­len Wirt­schafts­ak­teu­re vor neue Her­aus­for­de­run­gen. Wie fügen sich die Sorg­falts­pflich­ten aus der Batt­VO in natio­na­le Rege­lungs­land­schaf­ten ein, die auf­grund von EU-Richtlinien erlas­sen wer­den müs­sen? Wem obliegt die Über­wa­chung der Umset­zung von Sorg­falts­pflich­ten aus der Batt­VO, ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund der Ange­bo­te von Systembetreibern? 

Fazit

Erneut wur­de die Gele­gen­heit ver­passt, den Menschenrechts- und Umwelt­schutz durch kohä­ren­te gesetz­li­che Rege­lun­gen und Pflich­ten zu erhö­hen. Statt­des­sen ste­hen Wirt­schafts­ak­teu­re wäh­rend der Umset­zung von CSRD und LkSG vor den nächs­ten Herausforderungen. 

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