Klare Regeln festlegen, Vertrauen sichern und Haftungsrisiken minimieren
Ob Streaming-Dienste, Cloud-Plattformen, Carsharing oder Online-Shops – digitale Geschäftsmodelle sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle und der Einsatz moderner Technologien bieten insbesondere für Unternehmen große wirtschaftliche Potenziale, bergen jedoch rechtliche Herausforderungen und potenzielle Haftungsrisiken. Der Vertragsgestaltung kommt daher bei digitalen Geschäftsmodellen eine zentrale Rolle zu. Die vertragliche Festlegung von Rechten, Pflichten und Verantwortlichkeiten der Vertragsparteien ist unerlässlich, um Transparenz und Rechtssicherheit zu schaffen.
IT-Vertragsrecht
So vielfältig die Möglichkeiten digitaler Geschäftsmodelle sind, so komplex ist auch die rechtliche Gestaltung. Digitale Geschäftsmodelle zeichnen sich durch neuartige und digitale Erlösquellen und Kundengewinnungsstrategien aus. Grundlage der Vertragsgestaltung ist daher zunächst die konkrete Beschreibung der Leistung, wie die Überlassung und Nutzung der angebotenen Produkte bzw. Dienstleistungen. Häufig werden Mischkonzepte angeboten, die sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzen. Je nach Geschäftsmodell sind Regelungen aus dem Kauf‑, Miet‑, Werk- oder Dienstvertragsrecht zu beachten. Die digitale Welt bringt zudem neue Haftungsrisiken mit sich, z. B. bei einem Ausfall von Online-Diensten. Verträge müssen die Gewährleistungs- und Haftungsverpflichtungen der Vertragsparteien klar regeln, um Streitigkeiten und Schadensersatzforderungen zu vermeiden. Die Regelungen müssen an das jeweilige digitale Geschäftsmodell angepasst werden und sich innerhalb der Grenzen des AGB-Rechts bewegen.
Geistiges Eigentum
Neben dem IT-Vertragsrecht spielt auch das geistige Eigentum eine wichtige Rolle. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie über die notwendigen Rechte an den verwendeten Inhalten verfügen und entsprechende Nutzungsbestimmungen für ihre Kunden aufnehmen. Eine besondere Herausforderung stellt der Einsatz von Open Source Software (OSS) dar. Auch wenn es sich bei OSS um quelloffene Software handelt, ist sie nicht frei von Rechten, sondern unterliegt zum Teil strengen Lizenzbedingungen. Unternehmen sollten daher prüfen, ob sie OSS einsetzen und die Einhaltung der einschlägigen Lizenzbedingungen sicherstellen, da bei Lizenzverstößen erhebliche Konsequenzen wie Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche drohen. Sofern ein Unternehmen OSS weiterentwickelt, ist auch die Auswahl geeigneter Lizenzbedingungen erforderlich. Besondere Herausforderungen ergeben sich auch bei der Nutzung von KI-generierten Inhalten.
Datenschutz
Bei der Bereitstellung digitaler Geschäftsmodelle werden häufig personenbezogene Daten verarbeitet. In diesem Fall sind zunächst die datenschutzrechtlichen Verantwortlichkeiten aller Parteien zu beurteilen. Je nach Geschäftsmodell sind darauf aufbauend Verträge zur Auftragsverarbeitung oder zur gemeinsamen Verantwortlichkeit zu prüfen bzw. zu erstellen. Die Verträge müssen klare Regelungen zum Datenschutz sowie zur Datensicherheit enthalten. Dies kann aufgrund der strengen Anforderungen der Datenschutzaufsichtsbehörden eine Herausforderung darstellen. Insbesondere kritische Aspekte wie die Weisungs- und Kontrollrechte des Verantwortlichen, die Unterstützungspflichten des Auftragsverarbeiters oder die Löschung der Daten nach Auftragserfüllung sind bei der Vertragsgestaltung zu berücksichtigen.
Cybersicherheit
Die EU hat auf die zunehmenden Cyberbedrohungen reagiert. Während die Regulierung der Cybersicherheit bisher eher unübersichtlich und fragmentiert war, kommen mit dem neuen europäischen Cybersicherheitsrecht zahlreiche spezifische Anforderungen und Pflichten auf Unternehmen zu. Der Anwendungsbereich des neuen Cybersicherheitsrechts ist weit gefasst, so dass alle Vertragspartner, Lieferanten und Dienstleister eines Unternehmens ein angemessenes Cybersicherheitsniveau gewährleisten müssen. Um dies sicherzustellen, sind vertragliche Regelungen das Mittel der Wahl. Angesichts der steigenden Zahl von Sicherheitsvorfällen sind vertragliche Regelungen für sämtliche Lieferanten und Dienstleister sowie eine Weitergabe der Pflichten in der Lieferkette unerlässlich. Gleichzeitig wird dadurch das Risiko von Sanktionen und Maßnahmen der Aufsichtsbehörden reduziert.
Fazit
Um digitale Geschäftsmodelle erfolgreich entwickeln und vertreiben zu können, müssen sich Unternehmen mit den zahlreichen Regelungen des Digitalrechts auseinandersetzen und entsprechende Verträge erstellen. Auch bestehende Verträge sollten regelmäßig überprüft werden.
Weitere Tipps dazu finden Sie in unserem Onepager zur Vertragsgestaltung bei digitalen Geschäftsmodellen.
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